{"id":849,"date":"2023-05-22T11:00:06","date_gmt":"2023-05-22T09:00:06","guid":{"rendered":"https:\/\/nepalhilfe-bonn.com\/?p=849"},"modified":"2023-06-02T20:46:28","modified_gmt":"2023-06-02T18:46:28","slug":"der-sherpa-von-beuel-der-general-anzeiger-berichtet","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/nepalhilfe-bonn.com\/2023\/05\/22\/der-sherpa-von-beuel-der-general-anzeiger-berichtet\/","title":{"rendered":"Der Sherpa von Beuel – Der General-Anzeiger berichtet"},"content":{"rendered":"

Vielen Dank an den General-Anzeiger, der am 22.05.2023 \u00fcber uns berichtete:<\/p>\n

Der Sherpa von Beuel<\/h2>\n

BONN INTERNATIONAL Auf verschlungenen Pfaden verschlug es Namgel Sherpa von Nepal nach Bonn. An der Friedrich-Breuer-Stra\u00dfe betreibt er einen Kunsthandwerksladen. Das Schicksal hielt f\u00fcr ihn viele Wendungen bereit<\/p>\n

BEUEL. |<\/span>\u00a0Nicht nur, wer das Ladengesch\u00e4ft von Namgel Sherpa (42) in der Friedrich-Breuer-Stra\u00dfe betritt, atmet den Duft einer fernen Welt ein. Auch, wer auf ihn trifft, stellt schnell fest, dass sein immerw\u00e4hrendes freundliches L\u00e4cheln ein Teil von ihm ist, der ihn von seinen meisten Mitmenschen unterscheidet. Man k\u00f6nnte es unersch\u00fctterlich nennen, wenn er aus seinem Leben erz\u00e4hlt. \u201eVielleicht ist es der Buddhist in mir\u201c, sagt er. Es sei seine Lebenseinstellung, vor allem das Positive im Leben wahrzunehmen. \u201eF\u00fcr alles, was man tut\u201c, sagt er, sei man schlie\u00dflich selber verantwortlich.<\/p>\n

Verantwortung hat Sherpa schon fr\u00fch in seinem Leben \u00fcbernehmen m\u00fcssen: Er war sieben Jahre alt, als sein Vater starb. Da lebte er mit seiner Mutter und drei Geschwistern als Erstgeborener in dem kleinen Bergdorf Khiraule im Distrikt Solukhumbu im Osten von Nepal. \u201eIch kam in einem Ziegenstall auf die Welt\u201c, sagt er und lacht. Sein Lachen scheint dabei die vermutete Reaktion seines Gegen\u00fcbers vorwegzunehmen.<\/p>\n

Doch f\u00fcr die Menschen in dem fernab der Zivilisation gelegenen Dorf sei das v\u00f6llig normal gewesen. Das n\u00e4chste Krankenhaus lag rund 400 Kilometer entfernt in der Hauptstadt Kathmandu. \u201eMein erstes Auto\u201c, so wird Sherpa sp\u00e4ter erz\u00e4hlen, \u201ehabe ich erst mit f\u00fcnfzehn Jahren in Kathmandu gesehen.\u201c In der Hauptstadt des Landes hatte er sich auf die Suche nach dem Bruder seines Vaters begeben, von dem er wusste, dass er als Bergf\u00fchrer Trekkingtouristen zum h\u00f6chsten Berg der Erde, dem Mount Everest begleitete. \u201eIn unserem Dorf kannte jeder jeden\u201c, erinnert er sich an den Tag, als er auch von Kathmandu annahm, dort gleich seinem Onkel zu begegnen. Doch in der Millionenstadt brauchte es drei Tage, um ihn ausfindig zu machen.<\/p>\n

Sherpa hatte das Gl\u00fcck, in der Bergeinsamkeit seines 50 Kilometer s\u00fcdlich des Mount Everest gelegenen Dorfes eine Schule besuchen zu k\u00f6nnen. Der Bergsteiger Edmund Hillary hatte sie dort nach seiner zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay gelungenen Erstbesteigung des Everest (1953) erbauen lassen. \u201eMan muss an dieser Stelle die weitverbreitete Meinung korrigieren\u201c, so Namgel Sherpa, \u201edass Sherpa ein nepalesisches Wort f\u00fcr Lastentr\u00e4ger ist.\u201c Er selbst trage den Namen der Volksgruppe der Sherpas, der in Nepal ebenso verbreitet sei, wie der Familienname seiner deutschen Ehefrau Eva-Maria Schulze (60).<\/p>\n

W\u00e4hrend Sherpa von seiner Familie erz\u00e4hlt, entsteht der kurz irritierende Moment, in dem Sherpa mit L\u00e4cheln \u00fcber seine Tochter Nimi-Aline spricht, die aufgrund eines Hirntumors bereits im Alter von elf Jahren starb. Die Erinnerung an sie scheint f\u00fcr ihn \u00fcber dem Schmerz ihres fr\u00fchen Todes zu stehen. Sherpa begegnete seiner heutigen Frau, als er nach dem Weggang aus seinem Dorf f\u00fcr vier Jahre in Kathmandu Politik- und Sozialwissenschaften studierte und sich nebenbei seinen Lebensunterhalt bei der Begleitung von Trekkingtouren verdiente, die sein Onkel 40 Jahre lang f\u00fcr einen deutschen Reiseveranstalter durchf\u00fchrte.<\/p>\n

Auf etwa 4000 Metern H\u00f6he lernte Sherpa 1998 Eva-Maria Schulze als Teilnehmerin einer Trekkingtour kennen. 2001 kam ihr gemeinsamer Sohn Benedikt (22) in Bonn zur Welt. Da waren seine Eltern bereits durch den Umzug des Bundeskartellamts, in dem Schulze als Juristin arbeitet, von Berlin aus an den Rhein gezogen. Nach seiner Ankunft in Deutschland hatte Sherpa beim gr\u00f6\u00dften Outdoor-Ausr\u00fcster Europas eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen.<\/p>\n

Mit den Jahren in Berlin und Bonn war er f\u00fcnfzehn Jahre lang \u00fcberwiegend als Fachberater f\u00fcr Globetrotter in K\u00f6ln t\u00e4tig. \u201eDas war mein halbes Leben\u201c, sagt er. Dieser Lebensabschnitt endete f\u00fcr ihn 2015 mit dem verheerenden Erdbeben in Nepal, bei dem auf einer Trekkingtour zum Mount Everest auch Sherpas j\u00fcngerer Bruder Chimidawa ums Leben kam. \u201eDa habe ich gelernt, nichts mehr in die Zukunft zu verschieben, sondern alles, was einem wichtig erscheint, sofort zu tun\u201c, sagt er. Nach der t\u00f6dlichen Katastrophe in Nepal habe er etwas f\u00fcr seine Heimat und die Familie tun m\u00fcssen. \u00dcber die Schule seines Sohnes und seine Arbeitskollegen kamen Spenden in H\u00f6he von rund 20.000 Euro zusammen. \u201eDas wollte meine Mutter jedoch nicht annehmen\u201c, sagt Sherpa. Es sei zu viel Geld, habe sie gesagt.<\/p>\n

Die Unterst\u00fctzung kam daraufhin dem Wiederaufbau von seinem Dorf und der Region zugute. Letztlich f\u00fchrte diese Aktion auch zur Gr\u00fcndung der Nepalhilfe Bonn. Der Verein unterst\u00fctzt heute die Entwicklung der Lebensverh\u00e4ltnisse in der Region Solukhumbu (siehe Infokasten).<\/p>\n

\u201eDas war alles nicht mehr nebenbei zu machen\u201c, so Sherpa, der nach 2015 noch ein Jahr lang versucht hatte, als Vertriebler eines Ausr\u00fcsters zu arbeiten. Doch schon bald gab er den Posten auf \u2013 auch weil das Autofahren nicht \u201esein Ding\u201c gewesen sei. In Wien habe er einmal mehr Geld f\u00fcr Strafmandate bezahlen m\u00fcssen, als er mit seinem Job dort h\u00e4tte verdienen k\u00f6nnen. Sherpa lacht wieder.<\/p>\n

\u201eMan muss im Leben immer wieder neue Wege gehen\u201c, sagt er. Genau diese neuen Wege organisiert er jetzt auch f\u00fcr die Menschen, die sich mit seinen \u201eSherpa-Reisen\u201c in Nepal auf Tour begeben. W\u00e4hrend unz\u00e4hlige Bergwandernde inzwischen vor dem Basislager des Mount Everest im Stau stehen, f\u00fchrt Sherpa seine Wanderer durch unber\u00fchrte Berglandschaften. Zweimal im Jahr ist er jeweils f\u00fcr etwa zwei Monate in Nepal.<\/p>\n

Zudem hat er 2019 mit \u201eHimalayaCrafts\u201c einen Kunsthandwerksladen in Beuel er\u00f6ffnet, der mit seinem Angebot an \u201eehrlichen Produkten\u201c Weberinnen und Kunsthandwerker der Bergregionen unterst\u00fctzt. Mit seinem Verein und seinen Produkten aus und den Reisen nach Nepal hat Sherpa seit dem katastrophalen Erdbeben in Nepal eine neue und kraftvolle Identit\u00e4t zu seinem Geburtsland gefunden. \u00dcberzeugend und mit seinem gewinnenden L\u00e4cheln sagt er, mittlerweile in beiden Kulturen gleicherma\u00dfen zuhause zu sein.<\/p>\n

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NEPALHILFE<\/p>\n<\/div>\n

Experten gesucht<\/div>\n

Im Fr\u00fchjahr 2015<\/span>\u00a0haben verheerende Erdbeben in Nepal zu einer dramatischen Zerst\u00f6rung der Infrastruktur in weiten Teilen des Landes gef\u00fchrt. Die Katastrophe veranlasste Namgel Sherpa dazu, die deutsch-nepalesische \u201eAktion Solukhumbu Nepalhilfe Bonn e.V.\u201c f\u00fcr den Wiederaufbau seiner Heimat ins Leben zu rufen.<\/p>\n

Der Verein unterst\u00fctzt<\/span>\u00a0nach der sofortigen Not- und Wiederaufbauhilfe jetzt die Entwicklung der d\u00f6rflichen Infrastruktur und der Lebensverh\u00e4ltnisse in der Region Solukhumbu. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung werden karitative Ma\u00dfnahmen vermieden. Stattdessen wird die Hilfe zur Selbsthilfe unterst\u00fctzt. Die Einheimischen beteiligen sich mit mindestens 20 Prozent Eigenbeitrag an den Projekten und bestimmen \u00fcber deren Inhalte und Umfang mit. Neben Spenden sucht der Verein auch \u00e4ltere Menschen, die \u201eein paar Monate\u201c Zeit haben, wie Namgel Sherpa sagt, um die Menschen vor Ort oder auch den Verein mit ihrer Expertise zu beraten bzw. anzuleiten. Weitere Infos unter\u00a0www.nepalhilfe-bonn.com<\/a>. hsf<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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